Kammermusikfest Hamburg

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Kammermusikfest Konzerte

Mittwoch, 09. November 2016 · 20.00 Uhr · KulturKirche Altona:

Konzert mit dem Bläserquintett der Staatskapelle Berlin
7. Hamburger Kammermusikfest International

Musikfoerderung

Thomas Beyer (Flöte), Gregor Witt (Oboe), Heiner Schindler (Klarinette), Mathias Baier (Fagott), Axel Grüner (Horn) und als Gast Amparo de Triana (Kastagnetten)

Im heiteren ersten Teil des klassischen Bläser-Konzertes fehlen weder Mozarts Harmoniemusik aus "Cosi fan tutte" noch Piazzollas Tangos. Eine Würzung erfährt das Programm durch einen "Wooden Sound" für Konzertkastagnetten: eine der Uraufführungen beim Hamburger Kammermusikfest International, komponiert und dargeboten von der Komponistin Amparo de Triana, die zu Recht als Meisterin der Konzert-Kastagnetten gilt.

Besondere, nicht zuletzt auch humoristische, Fähigkeiten verlangt dann der Komponist Luciano Berio den Bläsern ab: In seinem "Opus Number ZOO" tragen die Musiker in teils aberwitzigem Wechsel zwischen Instrumentalspiel und gesprochenem Wort vier kurze Gedichte (Rhoda Levine) aus der Fabelwelt der Tiere vor. Im zweiten Teil des Konzertes erklingen zuerst moderne Töne der serbischen Komponistin Ljubica Maric, die dort zu den prominentesten Vertretern der zeitgenössischen Musik gehört. Ihre kammermusikalischen Werke  dringen auf "individuellen Wegen in die Tiefe vergangener Epochen ein". Dvořáks Quintett für Bläser nach dem "Amerikanischen Streichquartett" ist hingegen wahrhaftig "Aus einer anderen Welt", vor allem die Klangfarben. Sie erwecken in den Melodien den Eindruck von Volksklängen, die aber auch wehmütig in die Ferne schweifen können. In der Verbindung zwischen taufrischer Melodik und einer "Art Fern-Wehmut" liegt der Grund für die anhaltende Popularität dieses Werkes.

Biografien der Komponistinnen

Germaine Tailleferre (1892-1983)

1892 wurde Germaine Tailleferre in Paris geboren. Sie war die jüngste von fünf Geschwistern, die in kleinbürgerlichem Milieu groß wurden. Schon sehr früh wurde ihr musikalisches Talent von ihrer musikbegeisterten Mutter erkannt und gefördert. Mit 8 Jahren erhielt sie bei Eva Meyer Klavierunterricht und ab dem 11. Lebensjahr bekam sie am Pariser Konservatorium Kompositionsunterricht bei Henri Dallier, Nadia Boulanger und Georges Caussade; Orchestration lernte sie bei Maurice Ravel und Theorie bei Charles-Marie Widor. In der Klasse von Henri Dallier wurde ihr 1913 der 1. Preis in Harmonielehre zuerkannt. 1914 folgte ein 1. Preis in Kontrapunkt für eine vierhändige Komposition und 1915 bekam sie einen 1. Preis für Klavierbegleitung. Darius Milhaud und Arthur Honegger, die später mit Francis Poulenc, Georges Auric und Louis Durey mit ihr zur Gruppe der "Six" gehörten, waren ihre Studienkollegen. Initiiert wurde dieser Zusammenschluss durch den Musikkritiker Henri Collet, der in zwei Artikeln der Zeitschrift Comoedia auf diese Gruppe aufmerksam machte, die eine neue, eigenständige französische Musik etablierte. Einen entscheidenden Einfluss hatte auch Eric Satie, der ihre Kompositionen sehr lobte. Durch Klavier-Transkriptionen von Strawinsky-Balletten und mit Musikunterricht verdiente sie sich ihren Lebensunterhalt. Arthur Rubinstein spielte ihre Klaviermusik und machte sie dadurch - auch im Ausland - bekannt. Trotz der vielen unterschiedlichen Musikrichtungen, die sie während ihres langen Lebens kennen lernte, ist sie immer dem Neoklassizismus treu geblieben. Germaine Tailleferre war mit Ravel befreundet und kannte Debussy, die sie beide sehr verehrte und akzeptierte, jedoch wendete sie sich einer anderen Klang- und Formvorstellung zu.
Ihr kompositorisches Schaffen war sehr vielseitig. Kammermusik in verschiedenen Besetzungen, sinfonische Werke, Konzerte, Vokalmusik, Bühnenwerke, Lieder, Ballette, Kammermusik, Filmmusiken und Klavierwerke entsprangen ihrer Feder.
1931 heiratete sie in zweiter Ehe den Rechtsanwalt Jean Lageat, von dem sie 1931 die Tochter Francoise bekam. Ständige finanzielle Nöte zwangen Germaine Tailleferre noch im hohen Alter (an der Ecole Alsacienne) zu unterrichten; trotz dieser Einkünfte war sie daneben ständig noch auf die Unterstützung ihrer Freunde angewiesen. 1973 erhielt sie den Grand Prix Musical der Académie des Beaux Arts 1977 den Musikpreis der Stadt Paris. Am 7. November 1983 starb sie in Paris.

Ljubica Maric (1909-2003)

„Wir wenden uns immer dem zu, von dem wir fühlen, dass es in der Vergangenheit durch eine spezielle kreative Kraft entstanden ist und das nun weiterlebt als etwas Ewiges, Ununterbrochenes durch die Zeiten. So gesehen sind Vergangenheit und Gegenwart keine Gegensätze – sie stärken sich gegenseitig, entwickeln sich zusammen weiter und wachsen zu etwas Neuem."

„Alles was Neue Musik bieten kann, hat Ljubica Maric in einem großen Entwurf verwirklicht. Sie drückt sich klar und überzeugend aus, sie spricht aus der Tiefe ihrer Seele.“
Dimitrij Schostakowitsch: Interview für das Magazin Zvuk, Belgrad 1964, S. 39

Ljubica Maric wurde 1909 in Kragujevac geboren und gehört zu den prominentesten Vertretern der zeitgenössischen Musik Serbiens. In Belgrad erhielt sie Violinunterricht sowie Unterweisung in Komposition bei Josip Slavenski. Sie setzte ihre musikalische Ausbildung am Staatlichen Konservatorium in Prag (1929-1937) fort, wo sie bei Josef Suk und Aloys Hába Komposition und bei Nikolay Malko Dirigieren studierte. Ihre Kompositionen aus dieser Zeit wie beispielsweise das Wind Quintet und die Music for Orchestra, die durch musikalische Werke Schönbergs und Hábas beeinflusst sind, wurden bei ihren Aufführungen in Prag, Amsterdam (Weltmusiktage der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik 1933) und Straßburg enthusiastisch gefeiert. Unglücklicherweise sind fast alle Kompositionen aus dieser Zeit verschollen. Nach ihrer Rückkehr nach Jugoslawien unterrichtete sie Musiktheorie an der Musikakademie in Belgrad. In den Jahren nach dem zweiten Weltkrieg erforschte Ljubica Maric serbische Volksmusik und frühchristlich-orthodoxe Kirchenmusik. Diese Studien ermöglichten ihr den reifen Kompositionsstil, der in den 50er und 60er Jahren zur Vollendung gelangte. Zu dieser Zeit wurde Ljubica Maric auch Mitglied der Serbischen Akademie für Kunst und Wissenschaft.
Das wichtigste Charakteristikum ihres Oeuvres ist die spezifische Synthese von Volksmusik, mittelalterlicher byzantinischer Musik und einer modernen Klangsensibilität. Ljubica Maric sieht in den Elementen der Vergangenheit, die sie sich zu eigen macht, lediglich eine Anregung für ihre eigene Kreativität, in der die Suche nach einem neuen Klang ein auffallender Charakterzug ist, ohne dabei jedoch den musikalischen Ausdruck vergangener Zeiten wiederherstellen zu wollen.
In den 80er und 90er Jahren komponierte Ljubica Maric hauptsächlich Kammermusik. In diesen Kompositionen geht es darum, auf vielfältigen, immer neuen individuellen Wegen in die Tiefe vergangener Epochen einzudringen. Aus diesem Prozess ergeben sich jeweils authentische Zeugnisse der heutigen Zeit.

Programm:
W. Amadeus Mozart (1756-1791) Harmoniemusik aus "Cosi fan tutte" für Bläserquintett
Germaine Tailleferre (1892-1983) Sonate für Klarinette solo (1957)
Astor Piazzolla (1921-1992) 2 Tangos aus "Estaciones Porteñas" arr. Ulf G. Schäfer
  (vier Jahreszeiten in Buenos Aires) 
Amparo de Triana "Wooden Sound" für Konzertkastagnetten
  Uraufführung beim 7. Hamburger
  Kammermusikfest International
Luciano Berio (1925-2003) "Opus Number ZOO" für sprechendes Bläserquintett
  (nach Texten von Rhoda Levine, deutsch von Friedl Hofbauer)
Ljubica Maric (1909-2003) "Wind Quintet"
  für Flöte, Oboe, Klarinette, Fagott, Horn (1931)
Antonín Dvořák (1841-1904) Quintett für Bläser F-Dur arr. D. Walter
  (nach "Amerikanisches Streichquartett" op. 96)

   

 

 

Amparo de Triana (Kastagnetten)

Amparo de Triana · Konzertkastagnetten & Komponistin

Amparo de Triana studiert Tanz und Tanzpädagogik an der Hochschule für Musik und Theater in Hannover: Abschlussprüfung Bühnentanz 1974, Ballettmeisterprüfung 1976. Nach einem ersten Workshop für spanischen Tanz 1971 mit José de Udaeta beschäftigt sie sich intensiv mit Flamenco und dem Kastagnettenspiel.

Nach vielen längeren Studienaufenthalten in Barcelona und Madrid wandert sie 1981 nach Spanien aus. 1983 wird sie als erste Ausländerin überhaupt im berühmten Tablao Flamenco Los Gallos in Sevilla engagiert. Mario Maya, der führende Protagonist des Flamenco-Tanztheaters, ernennt sie 1984 zu seiner Assistentin und lässt sie für sein Ensemble Teatro Gitano Andaluz eine spezielle Trainingsmethode entwickeln. Zur Eröffnung der Bienal Flamenca 1984 in Sevilla tritt sie als Solistin in der Rolle der Mutter mit Mario Maya in seinem Stücke "Amargo" auf.

Nach einigen Jahren sehr erfolgreichen Wirkens in Spanien kehrt sie 1986 nach Berlin zurück. Sie übernimmt bis 1989 die Leitung der Flamenco-Ausbildung an der staatlich anerkannten Schule für Darstellende Künste e. V. "Die Etage". Im Mai 1990 eröffnet sie das Flamencostudio Amparo de Triana in Berlin-Schöneberg mit angegliederter Abteilung für Kastagnetten.

Neben ihrer pädagogischen Arbeit hat sie zahlreiche Auftritte und Tourneen mit eigenen Flamencoprogrammen. Ab 2003 vertieft sie ihre Kastagnettenstudien mit der Ausbildung zur Kastagnettenvirtuosin nach der Kastagnettenmethode von Emma Maleras unter der Leitung von Consol Grau. Mit dem Abschluss der 10. Prüfung erhält sie das Diplom als "Concertista de Castanuelas". Außerdem wird ihr das Zertifikat für die Pädagogik der Asociación Cultural Emma Maleras aus Barcelona verliehen, das sie autorisiert, die Methode professionell zu unterrichten.

Bläserquintett der Staatskapelle Berlin
Foto: Sebastian Rosenberg |

Bläserquintett der Staatskapelle Berlin · Thomas Beyer (Flöte), Gregor Witt (Oboe), Heiner Schindler (Klarinette), Mathias Baier (Fagott), Axel Grüner (Horn)

Langjährige intensive Zusammenarbeit und persönliche Freundschaft zeichnen das Bläserquintett der Staatskapelle Berlin ebenso aus wie der sehr vitale Musizierstil. In den ersten Jahren nach der Gründung dominierte vor allem das klassische Bläserquintett-Repertoire die Programme des Quintetts. Dabei wurde eine hohe musikalische und klangliche Homogenität erreicht, die sich an einer gewissen Tradition orientiert: Die Staatskapelle Berlin blickt auf eine über 400 jährige Geschichte zurück, und Solobläser dieses (heute von Daniel Barenboim geleiteten) Orchesters waren auch schon immer gleichzeitig anerkannte Kammermusiker.
Mit ihren Programmen begeistern die fünf Musiker auf internationalen Festivals wie z.B. dem Kammermusikfest Lockenhaus ebenso wie auf Tourneen u.a. in die USA, wo sie auch Kammermusikkurse gaben und gemeinsam mit jungen Künstlern musizierten. Sowieso sind alle fünf Bläser neben ihrer Tätigkeit im Orchester auch pädagogisch tätig, um ihre Erfahrungen an die nachwachsende Musiker-Generation weiter zu geben.

Die leider begrenzte Auswahl wirklich hochwertiger Originalliteratur führte aber bald zu dem Wunsch nach Erweiterung des Repertoires: Zunehmend traten nun musikalische Experimentierfreude und variable Besetzungen in den Vordergrund. So kamen je nach Programm etwa eine Bassklarinette oder gar ein weiteres Bläserquintett hinzu. Mit dem Cellisten David Geringas wurden Bearbeitungen der Cellosonaten von Prokofiev und Brahms sowie Schuberts Arpeggione-Sonate aufgeführt. (Letztere ist auch in einer vielbeachteten CD-Aufnahme für Sony Classics dokumentiert.) Vor allem aber fanden die fünf Musiker in der Pianistin Elisaveta Blumina eine Kammermusikpartnerin, mit der sie die Literatur für Bläser und Klavier neu erleben konnten.

Das Aufbrechen der klassischen Bläserquintett-Literatur und das „Neue Hören“ bekannter Werke wurden so zum Programm. Dies hat sich seither immer wieder in außergewöhnlichen Projekten und CD-Produktionen niedergeschlagen. Uraufführungen von Auftragskompositionen gehören ebenso dazu wie die Erstaufführung zahlreicher Bearbeitungen und nicht zuletzt zunehmend stilistische Ausflüge in "Grenzbereiche" der klassischen Musik. Bläserquintett plus Didgeridoo? Ja, warum nicht? Und Bläserquintett mit einer mechanischen Orgel? Ja! Hat nicht nur dem Publikum sehr viel Spass gemacht!

Das international sehr beachtete CD-Projekt "Jazzy Woodwinds" führte das Quintett mit einem Jazz-Trio zusammen. "Klassik meets Jazz"...Aber eben ohne den faden "Cross-Over" Gedanken, hier wurden extra für das Projekt neue Kompostionen geschaffen! Die daraus entstandene Bindung an die Komponisten Augustin Lehfuss (Wien) und Frank Raschke (Berlin) dürfte noch für einige Überraschungen sorgen! ("Jazzy Woodwinds Nr.2" ist in Arbeit!)

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